Die Künstlerin im biographischen Roman: Gender und Genre

Ziel dieses Projekts ist eine umfangreiche Monographie über zeitgenössische biographische Romane, die von historischen Künstlerinnen handeln – ein Genre, das in den letzten zwei Jahrzehnten einen erstaunlichen Popularitätsschub erfuhr. Renommierte wie auch weniger bekannte Autorinnen und Autoren haben zu diesem bemerkenswerten Trend beigetragen und die Lebensgeschichten von bekannten Künstlerinnen wie zum Beispiel Artemisia Gentileschi, Clara Schumann oder Sylvia Plath in biographischen Romanen nacherzählt. Der biographische Roman stellt ein interessantes Hybridgenre dar, das Elemente der literarischen Fiktion wie auch der Biographie vereint und in dem oft verschiedene fiktionale und biographische Subgenres aufeinander treffen.

Das Augenmerk dieser Studie liegt auf der diskursiven Konstruktion von Geschlechtsidentität in den untersuchten Texten. Der biographische Roman wird als ein Medium des kulturellen Gedächtnisses beleuchtet, dessen Darstellung historischer Frauenleben Aufschluss über heutige Werte gibt. Untersucht wird also, wofür die historische Künstlerin erinnert wird und auf welche Weise. Untersucht werden die zugrunde liegenden Erzählstrategien, Handlungsmuster, Modelle weiblicher Subjektivität und die damit verbundenen (gender-) politischen  Ideologien.

GendertheoretikerInnen haben sich über die letzten zwei Jahrzehnte mit der Frage beschäftigt, wie Biographien in die Konstitution und Reproduktion von Geschlechteridentitäten eingebunden sind. Subjektivitäts- und Genretheorien im Umfeld der Biographie-Forschung werden dabei auf ihr Verhältnis zu Genderfragen überprüft, zum Beispiel hinsichtlich der Darstellung von öffentlicher und privater Sphäre oder produktiver und reproduktiver Arbeit. Zentrale Fragestellungen und Erkenntnisse aus diesen gendertheoretischen Arbeiten bilden die Grundlage für eine vergleichende Analyse biographischer Künstlerinnenromane. Zusätzlich werden Arbeiten zum biographischen Roman, historischer Fiktion und historiographischer Metafiktion mit einbezogen, um das Verhältnis von Fiktionalisierung und Genderdarstellung auszuloten. Darüber hinaus werden die Texte zur Rezeptionsgeschichte der jeweiligen historischen Figur in Beziehung gesetzt, um ihre Besonderheiten und Funktionen gegenüber anderen Erinnerungstexten herauszuarbeiten.

Unterstützt wird das Habilitationsprojekt „Narrating the Woman Artist: Gender and Genre in Biographical Fiction“ durch den Wissenschaftsfonds (FWF) unter der Projektnummer V543-G23.

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